NaOH - Unfälle

Da hier SiederInnen angemeldet sind, die schon Seife sieden können, verzichten wir hier auf Grundlagen. Fragen rund um die Lauge können und sollen hier aber gestellt werden.
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Ivonne
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NaOH - Unfälle

Beitrag von Ivonne » Mi 20. Mär 2019, 13:48

Gibt es hier jemanden, dem mit der LF oder auch dem SL Unfälle/Malheure passiert sind? Haut, Atemwege, was auch immer?

Ich bin wirklich übervorsichtig und sehr akurat, dadurch aber auch völlig unroutiniert, fahrig, zittrig und unsicher und bekomme es nicht in den Griff. Ich brauche irgendwie Erfahrungswerte, was passiert, wenn.... ich bin sogar schon kurz davor, Selbsttests mit Miniminiminimengen durchzuführen, damit ich weiß, was passieren kann, oder wie schnell ich reagieren muß oder oder oder.

Schutzausrüstung ist natürlich am Start. Blöderweise reagiere ich allergisch auf die Atemmaske, Schutzbrille und Handschuhe :kopf_vor_wand:, aber gut, dafür gibts ja einen vollen Schrank Kortison, also darauf verzichte ich natürlich keinesfalls!

Es ist eventuell nicht das beste Hobby für jemanden mit einer generalisierten Angststörung :naegel_kau:. Also, habt ihr Tricks/Tips, wie kann man ruhiger werden?

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Frau M.
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Re: NaOH - Unfälle

Beitrag von Frau M. » Mi 20. Mär 2019, 14:48

Hm, ob dir Horrorstorys da helfen? :haare_zu_berge: :naegel_kau:

Angst musst du nicht haben vor dem NaOH, Respekt schon! Das Zittrige bei dir wird sich hoffentlich legen, wenn du ein paar mehr Seifen gemacht hast und deine Arbeitsabläufe für dich optimiert hast. Dass du auf deine Schutzausrüstung allergisch reagierst, ist natürlich total blöd. Vielleicht gibt es ja Schutzbrillen und Handschuhe aus einem anderen Material, das du verträgst? Eine Atemmaske finde ich persönlich etwas übertrieben. Mir reicht es, die Lauge in dem weitestmöglichen Abstand anzurühren, den meine Arme zulassen. Und für frische Luft in der Küche zu sorgen.

Ich arbeite mit Lauge immer direkt in oder neben der Spüle, damit ich im Notfall schnell mit viel Wasser verdünnen kann. Zum Anrühren habe ich das Glas immer im Wasserbad (eine alte Plastikschale von einer Familienpackung Eis) in der Spüle, falls das Glas kaputtgehen sollte. Die Gläser zum Abwiegen für das feste NaOH und zum Anrühren der Lauge spüle ich sofort mit viel Wasser aus, sobald der Inhalt raus ist. Dann kann auch nichts passieren, falls ich später beim Abwaschen nicht dran denke, was da für Reste drin sind. Das ist inzwischen ein eingespielter Ablauf bei mir geworden.

Etwas Schlimmes ist mir zum Glück noch nicht passiert. Schutzbrille und Handschuhe habe ich immer an beim Seifeln. Das Schlimmste waren bisher ein paar elektrostatisch aufgeladene NaOH-Krümel, die mir auf die Haut am Unterarm gekommen sind. Ich habe es bemerkt, als es anfing zu jucken und habe gleich gründlich und lange gespült. Das fühlte sich an wie eine winzige Verbrennung, verheilte aber problemlos nach ein paar Tagen.

Colamann
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Re: NaOH - Unfälle

Beitrag von Colamann » Mi 20. Mär 2019, 15:00

Ich hab im Chemiestudium öfter mit Natronlauge gearbeitet. Grundsätzlich gilt: Keine Angst vor den Chemikalien haben, aber Respekt. :)

Es gibt echt hinterhältige Chemikalien, aber Natronlauge ist ziemlich geradlinig. Wenn du was abbekommst, dann merkst du es auch.

Arbeite bitte nicht ohne Schutzbrille! NaOH ist sehr gut darin, Gewebe aufzulösen, und beim Auge reichen schon kleine Schäden, um dein Sehvermögen zu verhunzen. Das ist so: Wenn die NaOH 0,1mm von deiner Haut ablöst, dann ist das noch tote Hautschicht und im Grunde ein Peeling. Wenn 0,1mm von deiner Hornhaut weg sind, ist das ein permanenter Sehschaden.

Auf der Haut ist die Lauge recht glimpflich. Ich empfehle keinem, sich damit die Hände zu waschen. Aber wenn man täglich damit arbeitet, saut man sich halt schon mal ein. ;)

Eine Verätzung läuft so ab: Zuerst fühlt sich die Haut glitschig an. Das kommt unter anderem davon, daß Fett aus der Haut verseift wird. Als nächstes fängt die Haut an zu jucken, dann zu brennen. Irgendwann kommen dann rote Stellen, und dann wird es fies. Vorzugsweise sollte man sich, sobald man das Geglitsche merkt, spätestens beim Jucken die Hände waschen. Mit reichlich Wasser. Dann tritt auch kein weiterer Schaden auf.

Wenn du deine Kleidung einsaust, steig so wie du bist unter die Dusche, Wasser marsch, und dann direkt die Kleidung ausziehen. Und am besten die vollgesaugten Kleidungsstücke so wenig wie möglich über die Haut reiben. Natürlich nur, wenn deine Klamotten großflächig vollgesaugt sind. Wenn du einen Spritzer auf den Ärmel bekommst, kannst du das Ganzen einfach im Waschbecken machen. :)

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Ivonne
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Re: NaOH - Unfälle

Beitrag von Ivonne » Mi 20. Mär 2019, 15:16

Danke Euch! Na, Horrostorys hin oder her, aber persönliche Erfahrungswerte helfen schon sehr.

Ja, ich rühre die LF im Plastikbecher (wird aber bald durch Edelstahl ersetzt, um einem evtl Durchschmelzen entgegen zu wirken), direkt im Wasserbad in der Spüle und direkt darüber habe ich glücklicherweise ein Nischen-Fenster, das fast eh immer komplett auf ist :) Also soweit ist das schon mal safe :)

Ich glaube, am nervösesten machen mich die Kügelchen, die muß ich bald austauschen.

Wie verhält es sich mit dem SL, ist der genauso schnell scharf dabei wie die reine LF oder dauerts durch die Konsistenz länger, bis eine Reaktion kommt?

Colamann
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Re: NaOH - Unfälle

Beitrag von Colamann » Mi 20. Mär 2019, 15:26

Ich oute mich mal als Noob, was heißt LF? Laugenflüssigkeit?

Sofort nach dem Anrühren ist der Leim ähnlich ätzend wie die Lauge. Etwas weniger, dafür klebt er besser. Ich würde Spritzer auf der Haut auf jeden Fall auch sofort mit reichlich Wasser abwaschen.

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Re: NaOH - Unfälle

Beitrag von Ivonne » Mi 20. Mär 2019, 15:28

Colamann hat geschrieben:
Mi 20. Mär 2019, 15:26
Ich oute mich mal als Noob, was heißt LF? Laugenflüssigkeit?
Jup!

Galadrielh

Re: NaOH - Unfälle

Beitrag von Galadrielh » Mi 20. Mär 2019, 16:52

Ivonne hat geschrieben:
Mi 20. Mär 2019, 13:48
Gibt es hier jemanden, dem mit der LF oder auch dem SL Unfälle/Malheure passiert sind? Haut, Atemwege, was auch immer?

Ich bin wirklich übervorsichtig und sehr akurat, dadurch aber auch völlig unroutiniert, fahrig, zittrig und unsicher und bekomme es nicht in den Griff. Ich brauche irgendwie Erfahrungswerte, was passiert, wenn.... ich bin sogar schon kurz davor, Selbsttests mit Miniminiminimengen durchzuführen, damit ich weiß, was passieren kann, oder wie schnell ich reagieren muß oder oder oder.

Schutzausrüstung ist natürlich am Start. Blöderweise reagiere ich allergisch auf die Atemmaske, Schutzbrille und Handschuhe :kopf_vor_wand:, aber gut, dafür gibts ja einen vollen Schrank Kortison, also darauf verzichte ich natürlich keinesfalls!

Es ist eventuell nicht das beste Hobby für jemanden mit einer generalisierten Angststörung :naegel_kau:. Also, habt ihr Tricks/Tips, wie kann man ruhiger werden?
Tip wie man ruhiger wird ist grosse Sicherheiten schaffen. Also jeden Arbeitsschritt sehr ruhig und bedacht ausführen. Lieber viele kleine Schritte überlegt und ruhig ausführen, - als alles auf's mal hinklatschen wollen mit Sonderzusätzen und Spezialswirl und Zitronensäure plus Milch. Lieber klein beginnen und einfach. Steigern kann man immer noch. Mir half damals eine selbst angefertigte Checkliste - beruhigt immens. In Etappen arbeiten, wo man zwischendurch Pausen machen kann - beruhigt auch. Am Vormittag alle Komponenten zusammentragen, alles abwiegen und die Farben auswählen, Öle flüssig werden lassen etc. Am Nachmittag dann die Lauge plus den Seifenleim und den ganzen Rest eben. Das beruhigte mich auch sehr, zu wissen - ich muss jetzt nicht alles in einer Rutsche machen. Vielleicht hilft dir das ein oder andre - ein Feedback wäre lieb. Liebe Grüsse, Gala

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linchen
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Re: NaOH - Unfälle

Beitrag von linchen » Mi 20. Mär 2019, 17:21

:winkt_lieb:
Und was ist, wenn jemand mit dir seifelt?

Wir haben doch hier eine PLZ Liste.
Vielleicht findet sich wer?

Ich bin ja generell für den liebevolleren Weg.
Wissen was passieren kann ist eine Sache.
Horror Storys müssen nicht oder?

Gemeinsam schafft doch mehr Sicherheit :gluecks_klee:
:lautsprecher: Seife für Alle ! :helau:

verbena
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Re: NaOH - Unfälle

Beitrag von verbena » Mi 20. Mär 2019, 18:30

Mir fiel bei deiner Frage auch sofort ein, dass es hilfreich ist, gemeinsam zu seifeln. Schade, dass ich das nicht eher wusste, ich war vor kurzem noch in Bremen...Ich wünsche dir, dass du jemanden findest.
Eine sehr ängstliche Bekannte hat durch Zuschauen und gemeinsames Sieden mit mir ihre extreme Angst verloren und traut sich nun alleine!

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Liriophe
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Re: NaOH - Unfälle

Beitrag von Liriophe » Mi 20. Mär 2019, 19:07

Ich hatte vor der Lauge auch riesen Angst. Hab zwei Jahre nur gelesen und mich letztendlich erst mit einer Freundin ran getraut. Nach dem ersten Mal war erst einmal zwei Wochen Ruhe, verdauen ;-) Und dann ging es los, die ersten Seifen hab ich jedesmal innerlich fliegend hinter mich gebracht. Aber mit der Zeit und Ritualen etc. kam die Sicherheit. Ich spüle auch immer sofort das Glas in dem das NaOH war mehrfach aus. Genauso mit dem Zitronensäurebecker. Danach bleiben sie mit Wasser gefüllt in der Spüle stehen. Kleine Spritzer hatte ich auch schon auf der Haut. Man merkt es auf jeden Fall rechtzeitig genug um es gründlich abwaschen zu können. Ich hab auch immer eine große Wasserschüssel in der steht der Topf mit der Lauge. Bei mir auf dem Herd unter der Dunstabzugshaube. Die zieht nämlich wunderbar die Dämpfe ab und kühlt auch gleich. Zur Spüle ist es nur ein Schritt. Mittlerweile mache ich es eigentlich immer so, dass ich die Lauge anfertige, danach die Fette schmelze und in die Öle geben. Daraufhin wird die Küche geschlossen und ich gehe Gassi oder putzen etc. Nach zwei drei Stunden geht es dann an die Vollendung. Auf die Art habe ich immer genug innerliche Ruhe und konnte alles was ich an Farben, Düften etc nutzen will nebenbei vorbereiten.
:blumen_ueberreich: Liebe Grüße von Birte :gibt_rose:

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