Und manchmal geht einfach alles schief, von hinten nach vorne.
Aber manchmal, ganz selten, erlebt man beim Seifesieden ein kleines Fitzelchen Magie.
Ich präsentiere euch: Omnious Winds
Eigentlich wollte ich den Rest ja hinter einem Spoiler verstecken, aber ich bin zu doof dafür. [spoil] klappte einfach nicht.
Für diejenigen unter euch, die sich nicht perfekt in der Welt der Pokémon auskennen (also 99,657%, ich habe nachgerechnet, keine Sorge) ergibt der folgende Absatz vielleicht wenig Sinn. Aber den Hintergrund will ich trotzdem erklären:
In der vierten Generation wurde ein neues Pokemon hinzugefügt: Driftlon. Es ist vom Typus Geist/Flug, und sichtlich einem Luftballon nachempfunden. Einer Sage nach nimmt es Kinder, die sich an ihm festhalten, mit ins Jenseits. Also, wenn das nicht gruselig ist weiß ich auch nicht.
Mit Level 20 lernt es eine Attacke namens Unheilböen (daher der Titel), und die bewirkt genau das: Das Ziel wird von einem bösartigen Wind getroffen. Somit war auch das Design für das Innere der Seife für mich ziemlich klar. Dunkles Lila, sattes Blau, Pechschwarz, alles in einem wilden Wirbel vereint.
Die Auswahl des Duftes war eine kleine Herausforderung, so blöd das auch klingen mag. Es stehen im Keller bei mir ZIG Düfte herum, aber zwischen Männer- und Frauenparfums, Zitrusnoten und süßen Kuchendüften fand sich einfach nichts was zum Thema passen wollte.
Irgendwo, ganz hinten im Eck, fand ich dann aber eine kleine Flasche mit fast verwischtem Etikett. Es war ein Duft, den ich mir beim Seifentreff in Wien ertauscht habe: Crisp Golden Leaves. Die Beschreibung auf der Homepage von Gracefruit ist für mich absoluter Schwachsinn, aber der Duft kitzelt die Sinne auf ganz besondere Weise. Für mich ist es ein perfekter Herbstduft, und wenn er bei Gracefruit nicht ausverkauft wäre hätte ich schon einen halben Liter daheim stehen.
Die Figuren entstanden dann quasi aus dem Effeff, vor vielen Jahren hab ich das sogar mal gehäkelt.
Für die Beinchen musste ich etwas vom Original abweichen, da ich an die Grenzen der Belastbarkeit von Knetseife gestoßen bin und die kleinen Herzchen zuviel Gewicht darstellten (echt). Es brach einfach immer wieder ab, aber mit meiner Lösung bin ich doch sehr zufrieden.
Die Herstellung war eine Prozedur sondergleichen, da plötzlich keine Figur mehr in die Form passen wollte. Die Ballons lagen ein paar Wochen bei mir herum, und sie entstanden eher als Proof of Concept, als dass sie für eine fertige Seife gedacht waren.
Beim Ausformen habe ich also Blut geschwitzt, aber dann erlebte ich diesen kleinen Funken Magie:
Die Seife hat Bäume wachsen lassen. Nein, ihr habt euch nicht verlesen.
An den Seiten wuchs bei jedem Stück ein kahles Bäumchen empor (bzw runter, ist ja seitenverkehrt), und zwar so perfekt positioniert, dass jedes Stück sein eigenes hat und ich nichts zerschneiden musste. Besonders gut erkennt man dies, wenn man sie gegen das Licht hält.
War es das Parfumöl? Das Babassu? Die Form? Feuchtigkeit? Oder doch ein Hauch von etwas magischem? Einige Chargen Seifen habe ich ja schon hinter mir, aber so etwas habe ich doch noch nie gesehen. Einige helle Flecken sind ebenfalls zu sehen, und die scheinen vom Duft zu kommen. Aber in Anbetracht vom Rest darf der Duft das.
Und zu guter Letzt: Es war ein 25er mit Martin-Babassu, Sonnenblume HO, Bio-Palm, Olive und einem Schuss Rizinusöl. Im Laugenwasser waren Salz, Zucker und Natriumlaktat. Der gesamte Laugenunterschuss beträgt 15%:
Das ist nun doch ein ziemlicher Roman geworden, aber ich zwinge euch ja nicht, alles durchzulesen. Schimpft ruhig Nerd, aber man holt sich seine Inspiration eben von überall.
Dieser Seife bin ich aber eine so lange Erklärung schuldig gewesen, weil sie für mich so perfekt ist. Angefangen vom Düft, den Farben, den Figuren und natürlich diesen komischen Baumskeletten da. Ja, man kann durchaus in ein Stück Seife verliebt sein. Ich bin es definitiv.
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