Schwefel

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krapi
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Re: Schwefel

Beitrag von krapi » Di 14. Aug 2018, 12:59

Vin hat geschrieben:
Di 14. Aug 2018, 08:53
Der Schwefel kam in das 50° C warme Öl und augenscheinlich löste sich die Schwefelblüte fast vollständig auf.
Im Öl? Da kannst Du den nur dispergieren/gut verteilen, lösen tut sich Schwefel nicht im Öl. Das ist chemisch unmöglich. Aber eben - er lässt sich sehr gut dispergieren in Öl (auch bei RT) und reagiert dann mit der Lauge. Die Reaktionsprodukte lösen sich dann.

Vin
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Re: Schwefel

Beitrag von Vin » Do 16. Aug 2018, 06:23

Da die geschmolzenen Fette bei Hinzugabe der Schwefelblüte ziemlich klar aussahen, dachte ich an eine zumindest teilweise Auflösung.


Richtig wäre dann nach deiner Aussage:
Die Schwefelblüte wird zwecks gleichmäßigen Verteilung (Dispergierung ) in die geschmolzenen Fette eingerührt (Suspension). Sobald die Lauge hinzu kommt, löst sich der Schwefel schließlich auf.

Meine Frage dazu: Löst sich der Schwefel vollständig oder nur teilweise auf ?

Die Seife mit Schwefelblüte ist sehr fein und glatt. Beantwortet das deine Frage, Petra ?
Der Geruch der Seife lässt sich durch die ätherischen Öle nicht überdecken. Allerdings riecht die Seife nur, wenn sie mit Wasser in Berührung kommt.
Im trockenen Zustand riecht man nur die ätherischen Öle.

Meine Seife ist im Moment noch sehr weich. Sie ist deshalb noch nicht ausgeformt. Das Rezept weist nach dem Mendrulandia Rechner einen Härte Wert von 52 aus. Ohne Schwefel werde, die Seifen nach diesem Rezept relativ hart.

Ich habe den Eindruck, dass der Schwefel NaOH verbraucht. Kann das sein?

Meine zweite Seife - nur mit Wasser aus der Schwefelquelle -, riecht übrigens im nassen Zustand auch ein wenig nach Schwefel.

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Petra Trautes
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Re: Schwefel

Beitrag von Petra Trautes » Do 16. Aug 2018, 10:41

Lieben Dank Marit, ja, das beantwortet meine Fragen.
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krapi
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Re: Schwefel

Beitrag von krapi » Do 16. Aug 2018, 13:47

Vin hat geschrieben:
Do 16. Aug 2018, 06:23
Die Schwefelblüte wird zwecks gleichmäßigen Verteilung (Dispergierung ) in die geschmolzenen Fette eingerührt (Suspension). Sobald die Lauge hinzu kommt, löst sich der Schwefel schließlich auf.
Bzgl. Dispergieren korrekt. Der Schwefel löst sich nicht auf, sondern es findet eine chemische Reaktion statt zwischen der Natronlauge und den Schwefelmolekülen. Dabei entstehen unter anderem Natriumpolysulfide. Das sind Natrium-Schwefel-Salze und diese sind dann im wässrigen Medium (und Du hast ja Wasser über die NaOH in die Reaktionsmischung eingebracht), auf. Das passiert aber nicht sobald die Lauge dazu kommt, sondern das dauert schon eine Weile. Der Schwefel reagiert auch in heisser NaOH nicht sofort, es dauert ein Weilchen, bis alles reagiert hat und damit dann in Lösung ist. Beschleunigen kann man die Reaktion über die Temperatur.

Schmelzen = Änderung des Aggregatzustandes (fest -> flüssig -> gasförmig) über die Temperatur, z.B.: Kokosöl
Lösen = z.B. Kochsalz in Wasser - die Wassermoleküle lagern sich um die Na+ und Cl- Ionen und es entsteht eine Lösung, die Kristallstruktur (Kochsalzgitter) wird aufgelöst; wenn das Wasser verdampft, liegt wieder Kochsalz in kristalliner Form vor
Dispergieren = feine Verteilung eines Stoffes im anderen, wenn man die Dispersion stehen lässt, dann trennen sich die Bestandteile aber wieder (-> nicht dasselbe wie Emulgieren, eine stabile Emulsion wie z.B. eine Creme kannst Du nicht mehr so leicht auftrennen)
Reagieren = chemische Reaktion von mind. 2 Reaktionspartnern, z.B. Triglycerid der Fettsäure mit Natronlauge gibt Natriumsalz der Fettsäure + Glycerin = Seife oder eben die Reaktion von Schwefel mit Natronlauge; nicht mehr umkehrbar
Vin hat geschrieben:
Do 16. Aug 2018, 06:23
Meine Frage dazu: Löst sich der Schwefel vollständig oder nur teilweise auf ?
Der Schwefel löst sich gar nicht, siehe oben. Die Reaktionsprodukte lösen sich.
Vin hat geschrieben:
Do 16. Aug 2018, 06:23
Ich habe den Eindruck, dass der Schwefel NaOH verbraucht. Kann das sein?
Selbstverständlich, da eine chemische Reaktion stattfindet! Beide Reaktionspartner werden verbraucht.
Zuletzt geändert von krapi am Do 16. Aug 2018, 16:54, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Schwefel

Beitrag von Petra Trautes » Do 16. Aug 2018, 16:24

Oh Krapi,

vielen Dank für die tollen Erklärungen - so langsam verstehe sogar ich das. Aber ich gestehe zu meiner Verteidigung, die Schulzeit ist nun auch schon 30 Jahre her und da Chemie nicht gerade mein Lieblingsfach war, ist da echt nicht mehr viel hängen geblieben

Aber so wie du das erklärst, kann ich das verstehen was die ganzen Begriffe bedeuten.
Liebe Grüße :hexenkessel: Petra

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Re: Schwefel

Beitrag von Frau M. » Do 16. Aug 2018, 17:32

krapi hat geschrieben:
Do 16. Aug 2018, 13:47
Vin hat geschrieben:
Do 16. Aug 2018, 06:23
Ich habe den Eindruck, dass der Schwefel NaOH verbraucht. Kann das sein?
Selbstverständlich, da eine chemische Reaktion stattfindet! Beide Reaktionspartner werden verbraucht.
Dann muss folglich der Schwefel in die Berechnung der NaOH-Menge einbezogen werden? Ähnlich wie bei Zitronensäure? Gibt es da sowas wie eine Verseifungszahl oder einen Faktor zur Berechnung?

Nicht, dass ich vorhätte, eine Schwefelseife zu sieden, aber das interessiert mich nun doch.

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Re: Schwefel

Beitrag von krapi » Do 16. Aug 2018, 19:31

Müsstest Du theoretisch, ja. Aber da das verschiedene Polysulfide und andere Schwefelverbindungen gibt, und deshalb keine wirkliche Reaktionsgleichung aufgestellt werden kann, ist eine Berechnung der verbrauchten Äquivalente nicht so trivial... bzw. nicht möglich.

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Re: Schwefel

Beitrag von Vin » Fr 17. Aug 2018, 07:43

Super, Krapi. Danke für deine Antworten. Jetzt hast du auch noch im Schnelldurchgang und sehr verständlich meine dürftigen Chemiekenntnisse erweitert.

Ich fasse für mich noch einmal zusammen

Die Schwefelblüte löst sich nicht in der Natronlauge, sondern durch die Reaktion der Ausgangsstoffe, entsteht ein neuer chemischer Stoff bzw. eine Schwefelverbindung , der mit dem Ausgangsschwefel, hier der Schwefelblüte nichts mehr gemein hat. Richtig ist, dass sich die Reaktionsprodukte lösen. Hitze beschleunigt die Reaktion.
Sulfite bzw. Sulfide sind meines Wissens gar nicht so harmlos oder muss ich mir bei der geringen Dosierung in der Seife (3%) keine Gedanken machen.

Ich könnte die Schwefelblüte direkt in die Lauge geben, es ist aber ratsam das Pulver erst mal in den Ölen und Fetten fein zu verteilen (dispergieren), wodurch ein homogener Seifenleim entsteht.

Bei Reaktion mit der Lauge verbraucht der Schwefel NaOH. Die Verseifungszahl für Schwefel ist nicht bekannt.
So müssen wir bei der Zugabe von Schwefel auf jeden Fall davon ausgehen, dass wir eine höhere "Überfettung" erhalten als ohne diesen Stoff. Und wenn ich nach meinem Gefühl gehe, handelt es sich bei meiner Seife um mindestens 15 % "Superfat" bei einem Berechnungsbeispiel von ursprünglich 5%.

Die Reaktion des Schwefels mit dem NaOH erfolgt nicht sofort. Kann es sein, dass diese Reaktion auch noch in der Stückseife weiter abläuft?

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Re: Schwefel

Beitrag von krapi » So 19. Aug 2018, 10:22

Passt, im Großen und Ganzen.

Über die Schwefelverbindungen in der Seife musst Du Dir keine Gedanken machen. Du willst die Seife ja nicht essen und die Konzentration ist nicht hoch. Wichtig ist beim Anrühren gute Durchlüftung und eben, falls man Zitronensäure zugeben und den Schwefel in der Laufe mit anrühren will, dass man den Schwefel erst zugibt, wenn man sicher basisch ist. Im sauren Bereich gasen sonst gesundheitsschädliche Schwefelverbindungen aus.

Schwefel macht die Seife generell weicher, aber bei nur 3% Einsatzkonzentration kann sich die ÜF eigentlich nicht so massiv geändert haben.

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Re: Schwefel

Beitrag von Vin » So 19. Aug 2018, 10:36

Hier mal die Schwefelseife nach fünf Tagen. In den Silikoneinzelformen hat es doch recht lang gedauert, bis ich sie ausformen konnte. Liegt aber auch am hohen Olivenölanteil. Jetzt ist sie schon sehr fest und habe sie bereits angewaschen. Sie schäumt verhalten und ist sehr mild.
Durch das grüne Lorbeeröl zeigt sie eine grüngelbe schöne Färbung.
DSC00091.JPG
Keine Ahnung, woher die kleinen, dunklen Einschlüsse herkommen. Vielleicht vom Lorbeeröl.

Gut zu wissen, dass im sauren Bereich giftige Schwefelverbindungen entstehen.
Wobei doch Zitronensäure nicht mehr als 5% betragen soll und die Seife dadurch ja immer noch einen pH Wert über 7 behält.

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