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reduzierte Lauge

Verfasst: Di 13. Okt 2015, 11:08
von Schmeichelzart
Ich grüße Euch liebe Seifenverrückte,

nun bin ich schon seit 10 Monaten am Seifeln und meine 40. Seife ist kürzlich entstanden.
Dennoch ist die "reduzierte Lauge" für mich ein Rätsel.
Eventuell hab ich auch nur einen Knick im Gehirn, um es zu Verstehen. :geht_licht_auf:

Wennich mein Rezept in den Seifenrechner eintippe, spuckt der mir ja 33% Wasser auf die GFM aus. Soweit korrekt?
In einigen Rezepte steht z.B. Reduzierung der Laugenflüssigkeit auf 25% auf die GFM. Das müsste ich dann also runter rechnen oder könnte ich das gleich in den Seifenrechner eintackern?
Was bewirkt eine Reduzierung der Laugenflüssigkeit?
Ich dachte, dass der Leim dann dicker wird,aber in vielen Swirl Rezepten wird eine Reduzierung vorgenommen. :kopf_vor_wand:

Und noch eine Sache konnte ich nicht recherchieren: Lauge 1:1 anrühren.
Heißt das NaOH und Wasser in gleicher Menge anrühren?
Was bewirkt das? Gibt es Gefahren dabei?

Ihr seht schon ein Chemieass war ich nie :schaemt_sich: , aber so etwas Interessantes war ja auch nie dran.

Falls dieses Thema hier nicht reinpasst, schubst mich bitte an die richtige Stelle.

Ich danke für Eure Geduld und vielleicht auch erhellende Worte :blumen_ueberreich:

Re: reduzierte Lauge

Verfasst: Di 13. Okt 2015, 12:24
von Petra
Liebe Schmeichelzart,

Thema an der richtigen Stelle, und auch für viele bestimmt interessant! Danke fürs eröffnen und fragen!

Im Rechner eingeben: Bei einigen gibt man es nicht ein, sondern nimmt anstatt der empfohlenen Wassermenge halt weniger, z. B. 25%. Also bei 500 g GFM anstatt der empfohlenen 33% (165 g Wasser) nur 25% (125 g Wasser).
Beim Soapcal aber z. B. gibt es extra ein Feld wo man die Wassermenge variabel eingeben kann (Water as % of Oils), die steht vorgefüllt auf 38%. Wenn Du dort Deinen gewünschten Wert (z. B. 25%) eingibst, berechnet er in dem ausgespuckten Rezept auch die Wassermenge gleich mit, und Du musst das im Kopf nicht noch nachrechnen, und hast es auch direkt dort stehen, falls Du Dir das fertig errechnete Rezept wegspeicherst oder ausdruckst.
Schmeichelzart hat geschrieben:Und noch eine Sache konnte ich nicht recherchieren: Lauge 1:1 anrühren.
Heißt das NaOH und Wasser in gleicher Menge anrühren?
Was bewirkt das? Gibt es Gefahren dabei?
Genau so ist es zu verstehen. Genauso viel g Wasser wie g NaOH.
Man macht das gern, wenn man später zum fertigen SL noch eine zusätzliche Flüssigkeit gibt (z. B. Kokosmilch). Die Menge ermittelst Du dann dadurch, dass Du ausrechnest, wieviel Wasser Du normaler Weise für die Lauge nehmen würdest. Sagen wir mal 33% auf 500 g GFM = 165 g Wasser. Wenn Du jetzt z. B. 69 g NaOH nehmen musst, dann nimmst Du anstatt der 165 g Wasser nur 69 g Wasser. Damit rührst Du die Lauge an. Die Differenz (165 - 69 = 96), also 96 g kannst Du dann als zusätzliche Flüssigkeit (in unserem Beispiel Kokosmilch) einrühren. So wird die Seife nicht zu flüssig. Hat den gewünschten Flüssigkeitsanteil. Nur nicht alles als Wasser was direkt für die Lauge verwendet wird.

Wozu Wasser-Reduzierungen?

Da bin ich kein Profi, gebe hier aber mal weiter, was ich so aufgeschnappt habe und bitte darum es zu korrigieren oder zu ergänzen, falls etwas fehlt oder etwas falsch ist. Eine Wasserreduzierung soll Sodaasche-Entwicklung verhindern (oder hemmen), und Seife in der viele flüssige Öle enthalten sind, wird besser/schneller fest. Gerade bei hochprozentigen Olivenölseifen wünschenswert, denn die bleiben sonst lange weich.

In meinen selbst entwickelten Rezepturen empfehle ich dringendst eine Wasserreduzierung, da ich meist mit wenig festen Fetten arbeite, und der Leim sonst womöglich zu (!) dünn wird.

Ich hoffe ich konnte Dir helfen! Wenn noch was unklar ist, frage gerne nach! nicken_freudig:

Re: reduzierte Lauge

Verfasst: Di 13. Okt 2015, 12:24
von Edelsteinchen
Hallo schmeichelzart,

erstmal herzlichen Glückwünsch zur 40. Seife :blumen_ueberreich:

Ich versuche mal schnell ein paar Punkte zu beantworten und gleich eine Frage vorab; welchen Seifenrechner benutzt DU?

Ich nutze den Soapcalc, da kannst Du die gewünschte %zahl an Wasser sofort eingeben und musst nicht selber runterrechnen.

Hier meine Vorteile um das Wasser zu reduzieren, ich nehme meist 25%:

- Sodaaschenbildung wird heruntergesetzt
- die Seife wird schneller fest, besonders auch, wenn Du viele flüssige Fette drin hast
- die Seifen verziehnen sich nicht so in der Reifezeit und trocknen schneller

Wenn Du einen braven Duft hast, dann bleiben die meisten Rezepte bei einer Temperatur von 27 Grad auch noch lange gut fließfähig.

Ja und was diese 1:1 Sache angeht, damit habe ich mich selber auch noch nicht auseinander gesetzt, müsste ich aber mal :liest:

Ich hoffe, ich konnte Dir meine Standpunkte etwas näher bringen.

Re: reduzierte Lauge

Verfasst: Di 13. Okt 2015, 12:26
von Petra
Ah ich sehe schon, Edelsteinchen hat zu meinen Aufzählungen noch etwas ergänzt. Die Seife verzieht sich nicht so... da habe ich auch wieder etwas dazu gelernt. Vielen Dank Edelsteinchen! :kuss_aufdrueck:

Re: reduzierte Lauge

Verfasst: Di 13. Okt 2015, 12:30
von Edelsteinchen
Na da haben Petra und ich ja zeitgleich getippt :kichern:

Re: reduzierte Lauge

Verfasst: Di 13. Okt 2015, 12:39
von Schmeichelzart
Ich bedanke mich für eure schnellen und informativen Antworten :daumen_hoch:

Ich benutze den Naturseife Rechner.
soapcalc erschlägt mich immer irgendwie und ich gebe dann auf alles zuverstehen. Aber vielleicht sollte ich mich mal genauer mit diesem Rechner beschäftigen :liest: , der scheint eine große Hilfe zu sein.

Die Vorteile der Reduzierung von Flüssigkeit überzeugen mich sehr. Wird in Kürze ausprobiert.

Re: reduzierte Lauge

Verfasst: Di 13. Okt 2015, 14:45
von Sylvie
Zur 1:1 Lauge kann ich etwas sagen.

Bei einer 1:1 Lauge haben NaoH und Flüssigkeit das gleich Gewicht. Also wenn ich die Öle und Fette in den Seifenrechner eingegeben habe und möchte eine Seife machen die 8% überfettet ist, wiege ich die entsprechende Grammzahl z.B. 87gr. ab. Die Laugenflüssigkeit, Tee, Wasser - was auch immer hat dann auch 87 gr.
Das NaoH muss man in Abständen zur Flüssigkeit geben, denn diese wird extrem heiß. Also immer wieder runterkühlen, bevor man wieder NaoH dazugibt.
Diese 1:1 Lauge nimmt man speziell bei Olivenölseifen bei der der Olivenölanteil über 70% ist.
Wer schon mal eine gemacht hat weiß, dass Seifen mit einem so hohen Olivenölanteil eine schleimige Konsistenz haben und wenig Schäumen.
Sie brauchen eine sehr lange Lagerzeit, bis man sie benutzen kann. Manche schleimen sogar nach einem Jahr immer noch.
Wenn man den Wasseranteil so stark reduziert (es kommt keine zusätzliche Flüssigkeit mehr in den Seifenleim) schleimt die Seife nicht und man kann sie schon nach der üblichen Reifezeit benutzen.
Ich habe bisher 3 Olivenölseifen gesiedet.
Um das Schaumverhalten zu verstärken habe ich 71% Olivenöl, 24% Schaumfett (bei mir Kokos) und 5% Rizinusöl genommen.
Die Lauge 1:1 angerührt der Seifenleim blieb sehr lange flüssig, sodass ich noch wunderbar marmorieren konnte. Schaut hier. Die Seife konnte ich schon nach 5 Stunden ausformen und schneiden.

Re: reduzierte Lauge

Verfasst: Di 13. Okt 2015, 15:47
von Schmeichelzart
Liebe Sylvie,

auch Dir danke ich für deinen erhellende Beitrag. :winkt_lieb:
Meine allererste Seife war eine pure Olivenölseife, sie lagert noch immer... :nicken_traurig: Sie war schon sehr unangenehm schleimig.
Das mit der 1:1 Lauge werde ich auch mal austesten...

Re: reduzierte Lauge

Verfasst: Di 13. Okt 2015, 18:31
von Kitty-Curl
Ich weiß nicht, ob es eine Hilfe ist, aber ich hab mal bei einer Haarseife mit hohem Rizi-Anteil die Flüssigkeit zwar um ein Drittel reduziert, aber scheinbar trotzdem noch zu wenig, denn die ist nach einem knappen halben Jahr noch unangenehm weich...!!! :nicken_traurig:

Re: reduzierte Lauge

Verfasst: Di 13. Okt 2015, 18:41
von Sylvie
Wie hoch war der Rizi-Anteil?
Bei Haarseifen hab ich noch nie reduziert und ich hab zwischen 15 und 20% Rizi drin. Bei mir ist noch nie was weich geblieben.
Welche Öle hast Du sonst noch drin?